Kollision Bus gegen Radlader im Brettfalltunnel, ca. 70 Personen verletzt. Ein Horrorszenario, das Erinnerungen an das Inferno im Gleinalmtunnel weckt. Zeitgleich ereigneten sich durch einen massiven Sturm aus Bayern mehrere Unglücke. Gott sei Dank nur eine Übungsannahme als Teil der Bezirks-Katastrophenübung des Bezirkes Schwaz am 20. Oktober 2018.
Bezirkshauptmannschaft, Feuerwehr, Rotes Kreuz, Samariterbund und Wasserrettung stellten sich am Samstag, dem 20. Oktober, einer Großübung, bei der die Zusammenarbeit der einzelnen Einsatzkräfte und der Behörde beübt wurde. „Groß angelegte Übungen sind für uns äußerst wichtig, um das Zusammenspiel der Organisationen zu trainieren und Schwachstellen zu beseitigen. Es gibt immer Kleinigkeiten die Auffallen und im Nachhinein besprochen und verbessert werden“, so Andreas Schiestl, Übungsleiter und Bezirksrettungskommandant-Stv. des Roten Kreuzes Schwaz.
„Wir haben heute gezeigt, dass wir schlagkräftige und bestens ausgebildete Einsatzkräfte haben. Die Zusammenarbeit von Blaulichtorganisationen und der Behörde hat hervorragend funktioniert.“, so Bezirkshauptmann Dr. Michael Brandl.
Unfall im Brettfalltunnel
Insgesamt mussten 5 Szenarien abgearbeitet werden. Um ca. 9:00 Uhr wurde mit dem größten Szenario im Brettfalltunnel begonnen. Bezirksfeuerwehrkommandant OBR Jakob Unterladstätter ist mit der Arbeit seiner Mannschaften sehr zufrieden. „Tunnelunfälle stellen die Feuerwehren immer vor große Herausforderungen. Wenig Platz, eingeschränkte Sicht und begrenzte Zufahrtsmöglichkeiten erschweren die Arbeit. Ein rasches Reagieren des Einsatzleiters auf die gegebene Situation ist daher äußerst wichtig.“ Die Verletzten wurden von den Feuerwehren gemeinsam mit dem Roten Kreuz entsprechend ihrer Verletzungen versorgt und abtransportiert. Schiestl erklärt, dass „das Zusammenspiel von Rettungsdienst, Leitstelle und Einsatzleiter vor Ort perfekt funktionieren muss, um allen Patienten die optimale Versorgung zukommen zu lassen.“
Währenddessen wurden weitere Einsatzkräfte auf den Pillberg zu einem Verkehrsunfall mit einem Traktor und zwei PKW gerufen. Im Zillertal stürzten Teile einer Lagerhalle ein, mehrere Personen wurden begraben.
Starker Wind am See und in den Bergen
Aufgrund starker Windböen im Bereich Achensee gerieten mehrere Wassersportler in Seenot. Wasserrettung Schwaz/Achensee, Wasserrettung Zillertal und Feuerwehr Achenkirch rückten unverzüglich aus, um die Betroffenen zu suchen und zu versorgen. Florian Stimpfl von der Wasserrettung Schwaz/Achensee erklärt die Schwierigkeiten: „Am Wasser gelten andere Gesetze als an Land, dies wird oftmals unterschätzt. Bei einem Unfall muss rasch gehandelt werden, da im kalten Wasser sehr schnell eine Unterkühlung droht. Wir arbeiten hier sehr eng mit der Feuerwehr zusammen.“ Zusätzlich werden oftmals Personen nach einem Unglück vermisst. Deren Verbleib muss geklärt werden, bevor ein Einsatz beendet werden kann.
Am Hecherhaus sorgte ein Brandereignis für eine Ausnahmesituation. Der Sessellift ist ausgefallen, wodurch 30 Personen aus dem Lift gerettet werden mussten. „Durch die alpine Lage mussten Mannschaften von Bergrettung, Feuerwehr und Rotem Kreuz zum Einsatzort geflogen werden. Entsprechende Übungen helfen dabei, das Personal zu schulen. Im Einsatzfall arbeiten alle Hand in Hand – freiwillig und trotzdem äußerst professionell“ resümiert Unterladstätter.
4 Einsatzleiter des Roten Kreuzes geprüft
Die beiden Landesrettungskommandant-Stv. Günther Schwemberger und Martin Dablander durften während der Übung die Prüfung für vier Einsatzleiter aus dem Bezirk Kufstein abnehmen – alle bestanden mit Bravour. „Neben einer theoretischen Ausbildung prüfen wir unsere Einsatzleiter auch in einem praktischen Szenario. Alle Teilnehmer konnten ihr Wissen und die langjährige Erfahrung unter Beweis stellen. Ich bin jedes Mal wieder stolz zu sehen, wie professionell gearbeitet wird. Ein solches Szenario stellt auch für den langjährigen Mitarbeiter eine Herausforderung dar.“
Ebenfalls Teil der Übung ist ein Refresherkurs für leitende Notärzte – 22 Mediziner nehmen teil. Sie übernehmen bei Großschadensereignissen, Katastrophensituationen und Großveranstaltungen die medizinisch-organisatorische Führungsfunktion.
Freiwilligkeit: der Kitt der Gesellschaft
In allen Beteiligten Einsatzorganisationen arbeiten großteils ehrenamtliche Mitarbeiter – vom Feuerwehrler, über Wasserretter bis hin zu Rettungs- und Notfallsanitäter. Unentgeltlich. Zu jeder Tages- und Nachtzeit. „Unsere Ehrenamtlichen sind gerade in Katastropheneinsätzen von sehr großer Wichtigkeit. Geht ein Alarm ein, stehen innerhalb kürzester Zeit hunderte Personen parat, um zu helfen. Für die Mitarbeiter ist die Hilfe am Nächsten eine Selbstverständlichkeit. Dafür gebührt unser größter Dank“ bedanken sich die Kommandanten der Einsatzorganisationen bei den Mitgliedern.
Ein großer Dank ergeht auch an die zahlreichen Figuranten, die sich unentgeltlich und freiwillig zur Verfügung stellen. Ohne sie wäre eine Übung in dieser Größenordnung nicht möglich.
Anmerkung der Redaktion:
Es war den Medienvertretern untersagt den Brettfalltunnel zu betreten und dort das Hauptszenario zu dokumentieren!