Von einem explodierenden LKW über einen Unfall im Tunnel bis hin zu einem Terrorverdacht im Stadtzentrum: Am 26. und 27. April fand im Bezirk Kitzbühel eine großangelegte Katastrophenschutzübung des Roten Kreuzes Tirol statt. Rund 85 Mitarbeiter:innen aus ganz Tirol nahmen teil und schlossen damit ihre Ausbildung zur Katastrophenhelfer:inen ab. Die realitätsnahen Szenarien forderten die Einsatzkräfte – und stärkten gleichzeitig ihre Kompetenzen für den Ernstfall.
Fünf Szenarien – ein Ziel: bestmöglich vorbereitet sein
Insgesamt wurden fünf aufwändige Übungsszenarien in Kitzbühel und den umliegenden Gemeinden durchgespielt. „Unsere Einsatzkräfte müssen in kürzester Zeit ihr Wissen abrufen und gleichzeitig besonnen agieren – genau das wurde an diesen beiden Tagen intensiv trainiert“, erklärt Landesrettungskommandant Martin Dablander, der für die Übung hauptverantwortlich ist.
Zu den herausfordernden Annahmen zählte unter anderem die Explosion eines LKW bei der Talstation des Eichhoflifts in St. Johann mit dem Verdacht, dass durch die Explosion gefährliche Stoffe ausgetreten sind. In der Volksschule Aurach wurde ein Brand simuliert, bei dem vor allem psychologische Betreuung von Kindern und Pädagog:innen gefragt war und im Umfahrungstunnel Kirchberg wiederum kam es zu einem komplexen Verkehrsunfall mit einem Reisebus, der mit vielen nicht deutschsprachigen Gästen besetzt war. Eine Nachtübung schloss den Samstag schließlich ab. Übungsannahme hierbei war ein Blitzeinschlag bei einer Grillparty. Bei Dunkelheit Verletzte zu retten und gut zu versorgen, ist besonders anspruchsvoll. Ebenso anspruchsvoll war schließlich auch die finale Großübung am Sonntag, bei der eine unklare Terrorlage mit anschließender Massenpanik im Tennisstadion in Kitzbühel angenommen wurde. Zu versorgen waren dabei mehr als 50 zum Teil schwerverletzte Personen.
Mit Teamwork und Taktik gute Einsatzergebnisse erzielen
„Uns geht es bei den Übungen vor allem darum, dass die Einsatzkräfte taktisch richtig entscheiden und eine professionelle medizinische Erstversorgung leisten“, betont Martin Dablander. Aber nicht nur das ist von Bedeutung, denn „wir müssen für die von uns zu versorgenden Menschen auch sichere Räume schaffen, gute Gesprächsführung praktizieren und empathisch mit Betroffenen umgehen können. Diese sozialen Kompetenzen sind heute genauso entscheidend wie die medizinischen“, so Dablander. Auch die Teamarbeit und die Anwendung des zuvor Gelernten standen im Mittelpunkt der Übungstage: „Ich ziehe ein sehr positives Resümee – die Kolleg:innen haben großartige Arbeit geleistet und ihr in den letzten Monaten theoretisch erlangtes Wissen in der Katastrophenhilfe gut in die Praxis umgesetzt.“
Was zählt, ist die Zusammenarbeit
Die Großübung wurde vom Landesrettungskommando Tirol in Zusammenarbeit mit der Bezirksstelle des Roten Kreuzes Kitzbühel organisiert. Bezirksrettungskommandant Markus Krenn zeigt sich stolz auf sein Team: „Viele unserer Leute haben sich zahlreiche Stunden lang ehrenamtlich in ihrer Freizeit engagiert, damit wir die Großübung umsetzen konnten. Das ist nicht selbstverständlich.“ Einen besonderen Dank richtet Krenn aber auch an die Schminker:innen und Statist:innen, die durch ihre realistische Darstellung zur Authentizität der Szenarien beigetragen haben, sowie an die beteiligten Blaulichtorganisationen Polizei, Wasserrettung, die Freiwilligen Feuerwehren, Bergrettung, Bergwacht und an die Gemeindeeinsatzleitung Kitzbühel. „Im Einsatz ist die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen unsere wichtigste Nahtstelle. Nur wenn diese reibungslos funktioniert, können wir schnell und professionell helfen“, so Krenn.
Motiviert für Führungsaufgaben
Eine der 85 Rotkreuz-Mitarbeiter:innen, die mit dieser Übung zur Katastrophenhelferin ausgebildet wurden, ist die 22-jährige Lara Pirnbacher aus St. Johann. Für sie war die Übung aber mehr als nur eine Prüfungssituation. „Ich wusste immer, dass ich im Einsatz Führungsverantwortung übernehmen möchte – deshalb habe ich die Katastrophenhilfe-Ausbildung gemacht“, erzählt sie. Die Szenarien hätten sie gefordert, aber auch weitergebracht: „Man lernt enorm viel, wenn man schnell von einem Szenario ins nächste wechselt. Da müssen die Abläufe sitzen und das Zusammenspiel im Team funktionieren.“
Besonders positiv hebt sie den Teamgeist hervor: „Wir übernachten gemeinsam in Zelten, die wir selbst auf- und abbauen – das schweißt zusammen. Ich weiß jetzt, dass ich mich im Einsatz auf meine Rotkreuz-Kolleg:innen verlassen kann.“ Für Pirnbacher ist aber auch klar: „Mit einem Übungswochenende ist es nicht getan. Wir müssen regelmäßig trainieren, um im Ernstfall verlässlich für die Menschen da zu sein.“
Ausblick auf den Herbst
Die Großübung wird jährlich vom Landesrettungskommando Tirol in Kooperation mit einer Bezirksstelle geplant. Nach Kitzbühel wird im Herbst 2025 die Bezirksstelle Reutte Partnerin für die nächste zweitägige Katastrophenschutzübung sein.